08. Dezember 2007 - Sandy Williams & Henry Uebel, Gospel & More

 Badische Zeitung vom Dienstag, 11. Dezember 2007 

Sandy Williams gab ein ausverkauftes Konzert im Schulzentrum


Von unserer Mitarbeiterin Martina David-Wenk

STEINEN. Das kann nur Sandy Williams, ein Konzert mit dem Höhepunkt beginnen lassen, schon mit dem ersten Lied die Menschen von all dem trennen, was sie im Alltag bewegt. Man will ihr nur lauschen — und Henry Uebel am Flügel — , nur dieser wunderbaren Stimme zuzuhören, wenn sie ein Lied singt, mit welchem schon Mahalia Jackson gefeiert wurde: "There Is A Balm In Gilead" .

Wenn sie ihre so wandelfähige Stimme anhebt und diesen Gospel anstimmt, dann ist man fasziniert von Sandy Williams, wie sie Seele und Ausdruck in dieses Lied legt, und von Henry Uebel am Flügel, der ihre Pausen in kleine Juwelen verwandelt. Er stellt der Intensität des Gesangs sein kraftvolles Spiel gegenüber. Dann wieder ist er ganz leise, überlässt der Sängerin das Hauptohrenmerk, ist Begleiter im Hintergrund.

So geht dies das ganze Konzert. Sandy Williams und Heinz Uebel sind ein kongeniales Duo, gemeinsam mit anderen Musikern, die diese Einheit noch verstärken, noch harmonischer werden lassen. Die intensiven Stücke sind ergreifend, berührend, aber Intensität ist beileibe nicht alles was Sandy Williams und ihre Freunde drauf haben, sie können auch Frohsinn verbreiten, nicht nur die besinnliche Weihnacht zelebrieren, sondern auch die fröhliche.

Da war Brenda Lees "Rocking around the Christmas Tree" , ein fetziger 60er-Jahre Song, bei dem Otto Bürgelin an der Gitarre aushalf. Als Williams den imaginären Kamm aus der Tasche zieht und durch ihre Haare fährt, ist Elvis angesagt, "Santa bring my Baby back" , natürlich auch wieder ein Song, der zum mitklatschen anregt.

Dann leuchten die Lichterketten noch ein wenig heller, strahlen mit Williams um die Wette, dann ist sie da, die "Merry Christmas" , die fröhliche Weihnacht, wo Trubel herrscht und Freude. Wo alles auch gar nicht mehr so ernst genommen wird. "Mary’s Boy Child" , zum Beispiel, dieser Disko-Weihnachstklassiker allen noch von Boney M. im Ohr, bekommt durch die Reggae-Version eine Spaß-Spur, die deshalb nicht weniger faszinierend ist. Gute Musiker können auch abgenutzte Stücken zu Perlen werden lassen.

Was für eine wunderbare Jazzsängerin doch Sandy Williams ist, wie viel Ausdruck sie in ihre Stimme legen kann. Dieses Konzert machte es deutlich. Wenn sie "Dear Mr. President" , von Pink, wieder nur am Flügel mit Henry Uebel intoniert, zum Nachdenken anregt, ist diese intime Version der Abrechnung mit George W. Bush, noch beeindruckender als die aus den Pop-Charts der USA.

Zwar fliegen aller Herzen der in Steinen lebenden Sängerin zu, doch Uebel überrascht immer wieder mit seiner eigenen Präsenz. Da ist neben seinen Perlen am Flügel, vor allem sein energiegeladenes Spiel an der Hammond Orgel.

Untergetaucht ist ihr Klang, fast vergessen im Strudel der elektronischen Musik, sie ist ein Relikt aus deren Gründerzeit. Sie klingt nach 60er- und 70er-Jahre Musik und ist die stilechte Untermalung für Williams Lieder, denn die meisten der Songs stammen aus dieser Zeit. Und für die Gospels erst recht. So etwas wie Kirchenatmosphäre vermochte sie zu verbreiten. Wenn dann Sandy Williams "Go, tell it on the mountains" , "Soon an very soon" anstimmt, kann man sie erahnen, diese Atmosphäre, die es nur in amerikanischen Kirchen gibt, selbst hier im Meret-Oppenheim-Foyer des Schulzentrums in Steinen, klatschen und tanzen die Menschen.

Bis auf den letzten Platz ausverkauft war das Konzert, der Verein Kunst und Kultur wurde bereits um erste Reservierungen für das Weihnachtskonzert im nächsten Jahr gebeten. Wer das Weihnachtskonzert 2007 miterlebte, weiß warum.

Sandy-WEB